Die Stiftskirche im Zentrum Stuttgarts ist über die Stadtgrenze hinaus von großer Bedeutung, da es sich hierbei um Württembergs ranghöchstes protestantisches Gotteshaus handelt. Doch auch baugeschichtlich lohnt ein genauerer Blick zur und in die Stiftskirche. So stellt sie mit ihren Ursprüngen als ehemalige Dorfkirche um das Jahr 1175 einen der wenigen Stuttgarter Zeitzeugen aus dem Mittalalter dar und ist damit das älteste Baudenkmal in der Stuttgarter Innenstadt. Die romanischen Spuren sind noch heute unterhalb des Südturms und dem heutigen Chor erhalten. Charakteristisch sind sicherlich auch die beiden sehr unterschiedlich gestalteten Türme, welche jeder für sich ein Zeichen seiner baugeschichtlichen Zeit ist.
Der Kern des heutigen Kirchenbaus geht jedoch auf das Jahr 1240 zurück, als die dreischiffige Basilika im spätromanischen Stil dank einer Spende des Grafen Ulrich I. errichtet werden konnte. Deren Reste können wir bis heute in den beiden Turmgeschossen an den Rundbogenfriesen finden.
Unter Meister Walther wurde in den Jahren 1322 bis 1347 der hochaufragende Polygonalchor errichtet, welcher den bisherigen Chorraum ersetzte. Dieser wurde mit der Verlegung der gräflichen Grablege aus dem Chorherrenstift Beutelsbach 1321 nach Stuttgart unter Graf Eberhard I. erforderlich. Abgesehen des Zeitraums 1537 bis 1608 ist die Stiftskirche über viele Jahrhunderte hinweg württembergische Grablege geblieben.
Mit der Erhöhung des Südturms in der Zeit um 1400 bis 1430 hat dieser auch die außen angesetzte Treppenspindel erhalten. Das Glockengeschoss folgte erst einige Jahrzehnte später und wird auf 1488 datiert. Parallel mit der Erhöhung des Südturms begann man unter der Leitung von Hänslin Jörg mit dem Ausbau des Langhauses in eine Staffelhalle im spätgotischen Stil, welchen sein Sohn Aberlin bis Ende des 15. Jahrhunderts fortführte.
Im Jahr 1495 wurde unter Meister Marx mit dem Bau des mächtigen Westturms begonnen. Das dieser ohne klassische Kirchturmspitze ausgeführt wurde ist der Reformation geschuldet, welche die Arbeiten vollkommen zum Erliegen gebracht hatte. 1534 erfolgte dann lediglich noch der Einbau von Emporen, welche zu den letzten Arbeiten an der Stiftskirche zählen.
Eine Tafel an der Fassade der Stiftskirche erinnert an das Ereignis der Reformation und verweist darauf, dass in der Kirche am 16. Mai 1534 die erste evangelische Predigt gehalten wurde und damit die Reformation im Herzogtum Württemberg Einzug hielt.
Während der Bombenangriffe des 2. Weltkrieges wurde die Stiftskirche fast vollständig zerstört. Stehen geblieben sind damals lediglich beide Türme, die Nordwand und ein Teil des Chores. Sie wurde auf dem alten Grundriss von 1945 bis 1958 nach Plänen von Hans Seytter als Mahnmal wieder aufgebaut, jedoch mit Stilmitteln der 'Stuttgarter Wiederaufbauarchitektur' versehen. Im Zuge des Wiederaufbaus sind mit dem Einbau der hölzernen Segmenttonnendecke die gotischen Elemente im Grunde verschwunden. Auch die Fassaden sind geprägt von Stilmitteln der Wiederaufbauepoche. So sind die neuen Fenster eckig und ohne Bögen ausgeführt worden. Wenn vereinzelt historische Stilelemente zur Ausführung gelangt sind, wie z.B. die Figuren des ehemaligen Aposteltores, so haben sie durch die rigorose Neuanordnung ihre Formensprache aus der ursprünglichen Zeit Ende des 15. Jahrhunderts verloren. An den Fassaden weisen zudem Steinmetzarbeiten, wie auch montierte Tafeln auf die Zerstörung während des Krieges und den Wiederaufbau hin.
2003 fand erneut ein Umbau des Gotteshauses statt. Diesmal unter der Leitung des Architekten Bernhard Hirche. Unter anderem war ein Ansinnen, dass die Akustik in dem Gebäude verbessert werden sollte, da diese mit Einbau der Tonnendecke arg gelitten hatte. Diese wurde durch den jetzigen Deckenkörper ersetzt und zusätzlich wurden die bis heute eingespannten Akustiksegel im Mittelschiff eingebracht. Diese sorgen dafür, dass die gerade für Orgelkonzerte wichtige Nachhallzeit deutlich verbessert wurde.
Heute stellt die Stiftskirche, direkt am Schillerplatz stehend, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Alten Schloss, eines der Stuttgarter Wahrzeichen dar.