Direkt am Gerda-Taro-Platz an der Hohenheimer Straße befindet sich die Technische Oberschule. Entworfen wurde der in den Jahren 1894 bis 1896 errichtete Bau seinerzeit vom Stadtbaumeister Emil Mayer. Das Schulgebäude wurde ursprünglich für die Wilhelms-Realschule errichtet, welche bis 1963 hier ansässig gewesen ist. Seit deren Umzug in einen Neubau in Degerloch, ist hier die Technische Oberschule untergebracht.
Wie es für Repräsentationsbauten zu jener Zeit häufig üblich gewesen ist, hat sich Mayer Elementen des Französischen Barocks bedient. Die Fassaden wurden mit einem hellbraunen Haller Werkstein (nach dessen Fundort bei Schwäbisch Hall benannt) gestaltet. Der mächtige Sockel des zweiflügligen Baukörpers ist aus Granitstein geschaffen. Das Dach wurde seinerzeit mit einer Schieferdeckung versehen.
Das prächtige Eingangsprotal, an der Spitze Hohenheimer Straße / Dannecker Straße gelegen, welches als Eckpavillon gestaltet wurde, wird durch das mit einer Dachkuppel versehene Hauptgesims und einer Freitreppe betont. Die Dachkuppel ist zudem unübersehbar der ursprünglichen Kuppel des Berliner Reichstagsgebäudes nachempfunden.
Den Portalbogen ziert Minerva, die Göttin des Handwerks und der Kunst. Sie wird links und rechts von Figuren der Mathematik und Naturwissenschaften begleitet. Das Portal wird von Doppelsäulen mit Attika gerahmt. Die Attika wird jeweils von einem Schild bekrönt, welche drei Hirschstangen und drei Löwen zieren, das württembergische Landeswappen. Unterhalb des Dachgesimses wurde das Eingangsportal einstmals zudem vom Stadtwappen der Stadt Stuttgart verziert. Doch dieses ist verschwunden. Genauso wie die aus Stein gearbeiteten Balustraden der Freitreppe mit ihren aufgesetzten Leuchter.
Beim Betreten der Eingangshalle kommt dem Besucher unverkennbar die Bibliotheca Laurenziana in Florenz in den Sinn (Michelangelo 1524), derer sie nachempfunden wurde. Noch deutlicher wird dieser Eindruck, seit der Sanierung der Eingangshalle 1987 deutlich, als die im tristen grau gestrichenen Säulen und Pilaster ihren Farbton im imitierten roten Veroneser Marmor wieder erhielten.
In einigen wenigen Bereichen, wie zum Beispiel den prachtvoll gestalteten Geländern der Innentreppen, sind ein paar wenige florale Elemente, die ersten Einflüsse des Jugendstils, zu erkennen.
An der Technischen Oberschule können Schüler im zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife erzielen. Bereits 1937 wurden an württembergischen Berufsschulen sog. Förderklassen eingerichtet. Diese waren für begabte Schüler gedacht, um ihnen die Möglichkeit zu mehr Bildung zu verschaffen. Sie sollten ihnen die Option gegeben, über den zweiten Bildungsweg die Aufnahme an eine Ingenieur- oder Bauschule zu ermöglichen.
Berühmte Abgänger der Technischen Oberschule waren unter anderem Hans-Jörg Bullinger, ehemaliger Präsident der Frauenhofer-Gesellschaft und der Physiker und Raumfahrer Ernst Messerschmid.