Das 'Alte Feuerwehrhaus' am Erwin-Schoettle-Platz in Stuttgart-Heslach ist das erste und älteste Feuerwehrhaus in der Stadt und steht heute unter Denkmalschutz.
Im Jahr 1863 ist es in der nahen Böblinger Straße zu einem verheerenden Feuer gekommen. Mit Entsetzen haben die Heslacher Bürger feststellen müssen, dass es weder eine einsatztaugliche Feuerwehr, noch eine Löschausrüstung gab. Daraufhin haben die Bürger Heslachs eine freiwillige Feuerwehr gegründet und mit Privatspenden für den Erwerb der erforderlichen Ausrüstung gesorgt, welche vorerst im damaligen Gemeindehaus untergebracht werden musste.
Nach mehreren bestandenen 'Feuerproben' hatte sich die freiwillige Feuerwehr etabliert und die Stadtoberen sich entschieden, ein Feuerwehrhaus gegenüber der Matthäuskirche zu errichten.
Emil Mayer, der damalige Stadtbaurat, von dem u.a. der Vorgänger des heutigen Hauptbahnhofes der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt stammte, hat es als Magazin mit angrenzender Turnhalle entworfen. Der Bau erfolgte in den Jahren 1887 bis 1888 und wurde als erste Feuerwache Stuttgarts eingeweiht.
Das im Architekturstil des Historismus entworfene Gebäude wird bis heute vom Turm dominiert. Dieser diente sowohl der Beobachtung, als auch zum Aufhängen und Trocknen der Feuerwehrschläuche. Die Fachwerkausbildung des Turmes, mit dem stark überspannenden Zeltdach und den exotischen Wasserspeiern sind alles Elemente die den 'altdeutschen Stil' in ausgeprägter Form widerspiegeln, genauso wie die burghafte Erscheinung des gesamten Gebäudekomplexes mit seiner hellen Ziegelfassade. Der romantisierende Stil des Historismus findet sich auch in den Stufengiebeln an den Straßenfronten wieder, sowie in der Sandsteinumfassung der Türen und Fenster. Auf alten Aufnahmen ist, abweichend zur heutigen Gestaltung, noch ein Tor für die Fahrzeuge zu sehen, welches im Lauf der Jahre zu einer Tür verkleinert wurde.
Nur gut 30 Jahre nach seiner Errichtung wurde die Wache 1920 von der freiwilligen Feuerwehr aufgegeben, nachdem kurz zuvor in der oberen Etage ein Waisenhaus für Knaben eingerichtet worden war. Die erste Fremdnutzung ist jedoch bereits im Jahr 1913 mit der Einrichtung einer städtischen Speiseanstalt in der unteren Ebene für das Gebäude zu verzeichnen, welche in den Jahren des 1. Weltkrieges die Versorgung der Heslacher Bevölkerung sicherte.
Einer der Gründe für die Aufgabe der Wache dürfte darin zu finden sein, dass viele der Feuerwehrmänner im 1. Weltkrieg gefallen sind. Zudem hat die Feuerwehr keinen Nachwuchs gefunden.
Dass der Gebäudekomplex nach der Nutzungsaufgabe seitens der Feuerwehr nicht abgerissen wurde, liegt wohl daran, dass der Turm mit seinem Fachwerk recht schnell zum Wahrzeichen Heslachs geworden war.
Ab 1978 hat unter der Federführung der Architektengemeinschaft Perlia, Schliebitz und Schwarz der Umbau zum Kultur- und Bürgerzentrum begonnen. In diesem Zuge wurde die ehemalige Turnhalle zu einem Festsaal mit knapp 350 Plätzen umgestaltet. Heutzutage finden im ehemaligen Feuerwehrhaus multikulturelle Veranstaltungen, genauso wie Rockkonzerte, Seniorentreffs, und vieles mehr statt.