Fast ein wenig verloren wirken die alten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert an der Kanalstraße, eingezwängt zwischen den umliegenden modernen Verwaltungsbauten. Neben dem 'Schriftstellerhaus Stuttgart' befindet sich in dem Haus Kanalstraße 2 Stuttgarts älteste Weinstube, die 'Restauration zur Kiste'.
Ein gewisser Herr Ringwald, seinerzeit Hofkutscher von König Wilhelm I. von Württemberg soll, da sein Einkommen am Hofe nicht ausreichte um seine sieben Kinder zu versorgen, in dem Gebäude im Jahr 1846 eine Bierschenke eröffnet haben. Kurz vor der Jahrhundertwende hat der Gastronom Wilhelm Bräuninger 1893 den Gastronomiebetrieb übernommen. Die Initialen Bräuningers finden sich noch heute am Giebelspitz. Weiterhin hängt neben dem Eingang eine Tafel, welche an den ehemaligen Besitzer erinnert. 100 Jahre später, 1993, überließ die dritte Generation der Bräuningers ihrer Mitarbeiterin Ernerose Wenger die Weinstube, welche mittlerweile von ihrer Tochter geführt wird.
Das metallene Wirtshausschild über dem Eingang zeigt einen Lastenträger, welcher sich mit einer goldenen Kiste auf dem Rücken abmüht. Um den Namen Kiste ranken sich zudem zwei sehr unterschiedliche Geschichten.
Die eine erzählt, dass der Name von einer Hafertruhe kommt, welche für die Pferde vor dem Haus gestanden haben soll. Damals stand die Gaststube noch vor der Stadtmauer der Stadt Stuttgart und soll als Wirtschaft und Herberge gedient haben.
Die andere Geschichte besagt, dass Studenten eine goldene Kiste in Anlehnung an die Geschichte, dass Ringwald das Geld für die Wirtschaft vom damaligen König vorgestreckt bekommen haben soll, über ihrem Stammplatz in der damals noch namenlosen Bierschenke aufgehängt haben sollen.
Ringwalds ehemaliger Arbeitgeber, der Württembergische König, soll ebenso zu den regelmäßigen Gästen gehört haben, wie der Schriftsteller Hans Bayer, vielen besser bekannt als Thaddäus Troll. Auch heute noch sind in der 'Restauration zur Kiste' wohl immer wieder bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft anzutreffen.