Weit über die Stadtgrenze Stuttgarts hinaus ist das Mercedes-Benz Museum bekannt. Doch nur wenige wissen von dem kleinen, aber feinen Daimler Museum im Kurpark Bad Cannstatt. Genau genommen handelt es sich hierbei um die 'Gottlieb Daimler Gedächtnisstätte'. Eröffnet wurde die Gedächtnisstätte 1984. Sie befindet sich in dem kleinen Gartenhäuschen, in welchem Gottlieb Daimler in den 1880er Jahren gemeinsam mit Wilhelm Maybach die Entwicklung des Automobils in Deutschland voran gebracht hat.
1882 hat Daimler eine Villa mit großzügiger Parklandschaft in der Cannstatter Taubenheimstraße am Rande des Kurparks für rund 75.000 Goldmark erworben. Innerhalb des Parks, unweit der Villa, befand sich damals ein kleines Gewächshäuschen. Kurz nach Erwerb und Bezug der Villa hat Gottlieb Daimler das Gewächshaus um einen Backsteinbau erweitert und eine Versuchswerkstatt in den Räumlichkeiten eingerichtet.
Um seine Entwicklungen, welche er gemeinsam mit seinem Partner Wilhelm Maybach betrieb, vor neugierigen Blicken und damit vor den Augen der Konkurrenten zu schützen, wurden die Fenster abgehängt. Aus dieser Zusammenarbeit mit der Idee eines Antriebes für alle Fahrzeuge zu Land, auf dem Wasser und in der Luft zu entwickeln, entstand 1883 unter anderem der erste schnelllaufende Viertaktmotor. Zwei Jahre später erfolgte die Entwicklung eines deutlich kleineren Motortyps, auch als 'Standuhr' bekannt, welcher vielen späteren Motoren als Grundlage diente. Diesen bauten die beiden Ingenieure in eine Kutsche ein und haben damit das Fundament für das erste Automobil geschaffen.
Das kleine Museum wirkt fast so, als ob die beiden Motorenerfinder soeben die Tüftlerwerkstatt verlassen haben. Die Werkbank, die Werkzeuge, die Beleuchtung – alles vermittelt die Werkstattatmosphäre, wie sie vor gut 125 Jahren gewesen sein muss. Mit viel Liebe zum Detail, wurde die Gedächtnisstätte als kleines Museum eingerichtet. Es sind unter anderem Modelle des von ihnen entwickelten Motorschiffes, des Wolfertschen Luftschiffes und weiterer Entwicklungen zu sehen. Genauso wie die Büste des berühmten Automobilbauers Daimler. Zudem kann der interessierte Besucher in einer Chronik einiges über die Lebensstationen und die Familie Gottfried Daimlers erfahren. Wem das an Informationen nicht ausreicht, der kann sich an das Personal wenden. Die Herren verstehen es auf humorige Art so manche Anekdote zu erzählen.
In Sichtweite des ehemaligen Gewächshauses kann man am Rand des Kurparks direkt zur Taubenheimstraße hin noch ein paar Reste der ehemaligen Daimler-Villa finden. Auf einer leichten Anhöhe des Parks, oberhalb des Gewächshauses stehen die Wandelhalle und der Daimlerturm. Etwas unterhalb des Museums wurde ein Denkmal für Gottlieb Daimler errichtet.
Beide Konstrukteure haben auf dem nur wenige hundert Meter entfernten Uff-Kirchhof ihre letzte Ruhe gefunden. Ihre Grabstellen sind eher zurückhaltend gestaltet.