Das 'Schloss Solitude' (Einsamkeit) ließ Herzog Carl Eugen von Württemberg in der Zeit von 1764 bis 1767 von den Architekten Johann Friedrich Weyhing, Nicolas Guibal und Oberbaudirektor Philippe de La Guêpière unter eigener Einflussnahme der Planungen als Jagdschloss und für die Repräsentation seines Hofstaates erbauen.
Durch die Errichtung des Schlosses auf einem Höhenrücken nahe des Rappenberges und der Schillerhöhe thront es förmlich über der Landschaft. Noch heute wird dem Besucher vor allem vom Dach der Rotunde, dem Belvedere, ein wunderschöner Blick in das nördliche Umland Stuttgarts geboten. Dabei fällt der Blick unweigerlich auf die rund 13 km lange schnurgerade Solitudeallee, welche damals als Verbindung von der Solitude zum Schloss Favorite in Ludwigsburg angelegt wurde.
Nach dem Tod des Herzogs verfiel die gesamte Schlossanlage mit seinen zahlreichen Nebengebäuden wie der Orangerie und mehreren Fest- und Lustbauten. Heute sind vom eigentlichen Schloss nur noch das Lustschloss mit seinen beiden südlichen Nebengebäuden und die von Weyhing und Guibal im Halboval angelegte Pavillons erhalten.
Unverkennbar wurde Solitude nach den klassischen Vorbildern der Lustschlösser des Barocks angelegt. Auf einem hohen Sockelgeschoss wurde die Beletage, von einer Terrasse auf Arkaden umgeben, angelegt. Von der Terrasse führen sowohl an der nördlichen, wie auch südlichen Seite des Schlosses je zwei symmetrisch geschwungene Treppenanlagen in den Schlossgarten, bzw. den Schlosshof. Betont wird der Bau durch den überhöhten und quer zum Bau zentral angelegten ovalen Kuppelbau. An dessen Seiten erstrecken sich symmetrisch angelegte eingeschossige Flügel.
Die Schlossfassade zeigt durch ihre Gliederung mit einer eher zurückhaltenden Formgebung frühklassizistische Stilelemente auf. Die Seitenflügel erhalten durch die hohen, flach ausgeführten Pilaster eine optische Erhöhung. Die schlichten Bögen der Arkaden finden sich in abgewandelter Form als Rundbögen an den Rechteckfenstern wieder.
Der Innenbereich des Schlosses wurde aus einer Reihe von Säulen gestaltet. An diese Kabinette und Räume binden. Die prachtvolle Gestaltung der Innenräume übernahm vor allem de La Guêpière. Nachdem der Franzose 1768 in seine Heimat Paris zurückgekehrt ist, erfolgte die Vollendung der Ausgestaltung unter Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, welcher ein paar Jahre später auch den Gartenflügel des Neuen Schlosses fertigstellte. Parallel ist unter Fischers Aufsicht das rund 3 km Kilometer entfernte Bärenschlössle erbaut worden.
Der sicherlich prachtvollste Raum von Solitude ist der 'Weiße Saal', welcher sich im Oval des Kuppelbaus befindet. Dieser, wie auch der benachbarte 'Marmorsaal' unterscheiden sich in ihrer eher klassischen 'griechischen' Ausschmückung von allen anderen, im Rokoko-Stil errichteten Räumen.
Im Gegensatz zum eigentlichen Schloss sind die kreissegmentförmigen Gebäude, der Offizienbau und Kavaliersbau, in dessen Erdgeschoss die Schlosskappelle untergebracht ist, betont schlicht gehalten.
Da die damaligen Bauarbeiten mehr oder weniger überstürzt zum Ende geführt wurden, zeigten sich schon sehr bald die ersten gravierenden Mängel. Nach dem Tod Carl Eugens verfiel die Anlage immer weiter. In den 1970er und 80er Jahren wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Heute steht der Schlossbau Besuchern offen. In den Nebengebäuden sind Ateliers, eine Bibliothek, ein Vortragssaal und Restaurants untergebracht.
Die Kavaliershäuser dienen heute dem Wohnen. Die wohl berühmtesten Bewohner der neueren Zeit waren sicherlich die von Weizsäckers, sowie der Bildhauer Fritz von Graevenitz mit seiner Familie im sog. 'Äußeren Pavillion'. In diesem ehemaligen Wohngebäude des berühmten Bildhauers befindet sich heute das ihm gewidmete 'Fritz von Graevenitz Museum'.
Beide Familien haben auf dem Solitude-Friedhof unweit des Schlosses ihre letzte Ruhe gefunden.
Solitude ist seit dem 1. April 1942 ein Stadtteil Stuttgarts, heute im Bezirk Stuttgart-West gelegen. Zuvor gehörte Solitude zur angrenzenden Gemeinde Gerlingen.