Nach Entdeckung der Mineralquellen in Cannstatt und damit verbunden dem Bau des Kursaals Mitte / Ende der 1820er Jahre entstand im heutigen Bezirk Bad Cannstatt ein Zentrum der Erholung. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Kuraufenthalt in Cannstatt immer beliebter. Seitens der Bevölkerung hoffte man, dass zur Steigerung der Attraktivität der Kurort eine Spielbank erhalten würde. Doch König Wilhelm I. von Württemberg beauftragte den Architekten Ludwig von Zanth mit dem Bau des 'Königlichen Hoftheaters zu Kannstatt'. So entstand in den Jahren 1837 bis 1840 das 'Wilhelma Theater', welches heute das älteste Theater der Stadt ist. Es steht in direkter Nachbarschaft zur Wilhelma, unweit der Rosensteinbrücke.
Das besondere war, dass das Theater für die Bürger erbaut wurde und nicht, wie damals üblich, der Aristokratie vorbehalten war. Heute ist es besonders, da es in seinem klassizistischen Baustil mit pompejianischen Malereien im Innenraum das einzige in Europa erhaltene Theater dieses Stils ist.
Die Eröffnung fand am 25. Mai 1840 mit dem pantomimischen Ballett 'Der Zauberschlaf' statt.
Das Zuschauerinteresse konnte nicht aufrechterhalten werden und der Spielbetrieb des Theaters musste bereits nach sieben Jahren wieder eingestellt werden. Robert Stolz hat während seiner Stuttgarter Zeit in diesem Haus noch mehrere seiner Operetten aufgeführt und dirigiert.
Doch dies war nicht von langer Dauer. Und bald stand das Haus leer. Es war dem Verfall preisgegeben. Dank des ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, welcher sich für den Erhalt stark gemacht hat, wurde es vor dem Abriss gerettet, umfangreich saniert und am 3. Dezember 1987 mit dem Stück 'Frühlings Erwachen' wiedereröffnet. Seitdem steht es der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zur Verfügung.
Der Bau wird auf der Eingangsseite von dem dreiachsigen Mittelrisalit geprägt, welcher zum Neckar ausgerichtet ist. Dieser trägt in goldenen Lettern den Schriftzug
ERBAUT VON KOENIG WILHELM MDCCCXXXIX
Seitlich, an den beiden zurückgesetzten Risaliten verzieren Ädikule mit eingestellten Figuren die Repräsentationsfront.
Die Bühne, mit versenkbarer Vorbühne, weist eine Tiefe von 12,20 m auf, die Breite der Bühne beträgt 15,00 m. Im Theater-Saal finden 350 Personen Platz. Heute finden zwischen 150 und 200 Aufführungen im Jahr statt.