Bedingt durch den deutschen Herbst 1977 ist sie sicherlich die bekannteste Justizvollzugsanstalt Deutschlands – die JVA Stammheim. Erbaut wurde das Gefängnis im Stuttgarter Norden, am äußersten Rand des Stadtgebietes. Die ersten Pläne für die Errichtung einer neuen Haftanstalt stammen aus den 1930er Jahren und das Areal wurde bereits 1938 durch das Land Baden-Württemberg erworben. Die Baupläne mussten aufgrund des Krieges jedoch aufgeschoben werden. Nach dem 2. Weltkrieg diente das Gelände vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft. In den Jahren 1960 bis 1963 ist dann schließlich der Bau der Haftanstalt für rund 800 Gefangene direkt am Wohngebiet Pflugfelder Straße errichtet worden. Der Erstbezug fand im Jahr 1964 statt. Die Baukosten beliefen sich auf rund 20,5 Millionen DM. Es sollte das 1872 erbaute Gefängnis in der Stuttgarter Urbanstraße ersetzen.
Mit der Errichtung der JVA Stammheim ist die erste Haftanstalt in der seinerzeit noch recht jungen Bundesrepublik errichtet worden. Zudem war es die erste Haftanstalt in Hochbauweise. Errichtet wurden ein 8-geschossiger Trakt für Männer, welcher für 650 Insassen geplant wurde und ein 5-geschossiger Frauentrakt für 150 Inhaftierte. Dabei wurde der 7. Stock des Männerhochauses für Minderjährige konzipiert, welche durch die baulichen Einrichtungen kompl. von allen anderen Gefangen getrennt werden konnten.
Diese Möglichkeiten der hermetischen Abtrennung der 7. Etage waren dann auch die ausschlaggebenden Faktoren, die RAF-Terroristen Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe 1974 dort unterzubringen, wodurch der 7. Stock traurige Berühmtheit erlangte. Später, nach dem Tod Meinhofs 1976, wurde Irmgard Möller nach Stammheim verlegt. Insgesamt waren bis zu neun RAF-Terroristen in Stammheim inhaftiert.
An die Zeit der RAF und den deutschen Herbst erinnert eine Arbeit des Künstlers Olaf Metzels mit dem Namen Stammheim am Württembergischen Kunstverein.
Von anderen Staaten als Vorzeigeobjekt im Gefängnisbau gesehen, wurde der Neubau in der deutschen Presse z.B. mit Bezeichnungen wie 'Ganoven-Silo' im Rheinischen Merkur beschrieben und zugleich kritisiert, dass der Neubau der Haftanstalt fast genauso teuer wäre, wie der Wiederaufbau des Neuen Schlosses. Oder die Deutsche Zeitung titelte 1963 'Hotel für Gangster und Ganoven – Stuttgart baut das modernste Gefängnis der Bundesrepublik'.
Für die Unterbringung der RAF-Terroristen wurde auf dem Gelände eigens eine Mehrzweckhalle errichtet. Diese, wie auch der Hofgang wurden mit Stahlnetzen überdeckt, um evtl. geplanten Befreiungsaktionen aus der Luft vorzubeugen. Bis heute dient dieses 1975 für 12 Millionen DM errichtete Gebäude dem Stuttgarter Oberlandesgericht als Gerichtsgebäude für gefährliche Straftäter. So standen hier nach den RAF-Terroristen unter anderem PKK-Mitglieder, Islamisten, sowie Mitglieder der Black Jackets vor Gericht. Derzeit ist auf dem Gelände ein neues Gerichtsgebäude im Bau, welches nach seiner Fertigstellung dann die alte Mehrzweckhalle ersetzen und für Staatsschutzverfahren dienen soll. Nach Inbetriebnahme des Gerichtsgebäudes ist der Abriss der Mehrzweckhalle geplant – seine eigentliche Nutzung als Sport- und / oder Werkhalle hat es nie erfahren.
Neben dem neuen Gerichtsgebäude werden seit 2012 fünf neue Hafthäuser errichtet. Geplant war, dass sie den Bau I ersetzen sollen, welcher nach deren Fertigstellung ebenfalls abgerissen werden sollte, auch, um die Erinnerung an den deutschen Herbst nicht weiter am Leben zu erhalten. Doch aufgrund des Mangels an ausreichend vorhandenen Haftplätzen in Baden-Württemberg wird wohl der Bau I vorerst stehen bleiben. Stammheim wird mit dem Bezug der neuen Hafthäuser dann die größte Haftanstalt, mit knapp 1.200 Plätzen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Literatur-Empfehlungen, welche sich meist ausschließlich mit der RAF und dem deutschen Herbst befassen, hat die Autorin Dr. Sabine Bergstermann in ihrem Buch 'Mythos Stammheim. Von der modernen Haftanstalt zum Symbol der Auseinandersetzung zwischen Staat und RAF' den Fokus auf die Haftanstalt und deren Geschichte gelegt.