Wie bestellt und nicht abgeholt wirken sie, die 14 'Kolossalsäulen' an der Neckartalstraße in Stuttgart-Münster. Eingezwängt zwischen dem Recyclinghof und dem Müllheizkraftwerk stehen sie tatsächlich an diesem Ort, seit sie 1936 durch das Nazi-Regime beim ehemaligen Stuttgarter Steinbruch Lauster in Auftrag gegeben wurden, aber aufgrund des Krieges nie an ihren Bestimmungsort, dem damaligen Adolf-Hitler-Platz, heute Theodor-Heuss-Platz, in Berlin-Charlottenburg verbracht werden konnten. Sie waren für ein rund 45 m hohes Mussolini-Denkmal als tragende Stützen geplant. Entworfen wurde es von Hitlers Generalbauinspekteur Albert Speer im Zuge seiner Planungen für die Hauptstadt 'Germania'.
Der Cannstatter Marmor zählte zu einem der beliebten Baustoffe der Nazi-Architektur. Aber nicht nur in der Reichshauptstadt wurde er gern verarbeitet, auch an vielen bekannten Stuttgarter Bauwerken ist der Cannstatter Travertin noch heute zu finden, wie z.B. der Erweiterung der Staatsgalerie, dem Mittnachtbau, der Einsegnungshalle auf dem Waldfriedhof, dem Hotel Zeppelin. Weiterhin stehen in Berlin, Duisburg, Köln und München Gebäude, deren Fassaden mit dem gelblichen Stein aus Stuttgart versehen sind.
Die 14 Kolossalsäulen mit einem Durchmesser von je 1,75 m bestehen jeweils aus 9 Einzeltonnen, welche eine Gesamthöhe von 15 m aufweisen.
Seit ihrer Fertigung stehen sie an diesem Standort an der Neckartalstraße und bilden gleichzeitig die Grenze zum ehemaligen Steinbruchareal der Firma Lauster. Die Säulen haben nicht nur den Krieg überdauert, auch den Konkurs der Firma Lauster im Jahr 1984. Direkt nach dem Krieg hat die Firma Lauster die 14 Kolossalsäulen zurück gekauft. So wurden sie im Zuge der Insolvenz zusammen mit dem nahen Steinbruchgelände 1987 unter Denkmalschutz gestellt.
Die Geschichte der insgesamt drei Steinbrüche wird im 2010 eröffneten, frei zugänglichen Travertinpark nachgebildet.