Durch seine hügelige Lage wurden in der Stadt vor und während des 2. Weltkrieges nicht nur Hoch- und Tiefbunker erbaut, sondern diverse Stollen in die Hänge getrieben. So auch in diesem Fall. Etwas unterhalb des Palm'schen Schlosses in Mühlhausen finden sich ein paar Mauern und drei Tore im abgeschrägten Gelände. Diese bilden den Eingang zum 'Pionierstollen Mühlhausen', mit Kurzzeichen Pi 22-87. Dieser weist eine Länge von rund 900 m auf. Im Gelände oberhalb des Pinonierstollens sind die Ruinen der Engelburg zu finden.
Die insgesamt drei Stollen des 'Pionierstollen Mühlhausen' wurden im Verlauf des Krieges in den Berg getrieben. Nach den heftigen Bombenangriffen im April 1943 hat die Firma Haisch im August des selben Jahres mit dem Bau des ersten Stollens begonnen. Dieser erhielt die Bezeichnung Pi 22. Dies ist der westliche Stollen.
Im Oktober 1943 wurde auf Antrag der NSDAP mit dem Bau eines weiteren Stollens begonnen, dem Pi 87, dem heutigen mittleren Stollen. In diesem wurden nach der Fertigstellung unter anderem die Post und die Rentenstelle untergebracht. Er wird auch als Bonzenstollen bezeichnet.
Der dritte Stollen wurde im Januar 1944 von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern für die Firma Bosch eingetrieben. Dieser war als Produktionsstollen geplant und erhielt damit keine Nummer. Stattdessen hat er die Bezeichnung 'Fahlerz' erhalten.
Kurz vor Kriegsende wurde noch ein vierter Stollen nahe des heute einzig noch vorhandenen Eingangs begonnen. Dieser sollte dem ausgebombten Untertürkheimer Windkanal zur Entwicklung des Düsenjägers Me 262 dienen. Doch wurde dieser Stollen nicht mehr fertig gestellt, die bereits zum Teil angelieferten Maschinen nicht mehr eingebaut.
Die Stollen sind untereinander verbunden. Der Stollen Pi 22 diente der Bevölkerung als Schutz in den Bombennächten. Vom Hauptstollen zweigen sog. Kavernen ab, welche damals mit Lattenverschlägen abgegrenzt waren.
Nach dem Krieg wurde der Stollen unterschiedlich genutzt. So war in ihm zeitweise ein Fahrradhändler angesiedelt, genauso wie ein Speditionsbetrieb. Auch diente er eine Weile als Lager für den Sektproduzenten Kessler. Doch schon bald wurde der Pionierstollen geschlossen. Bis im Jahr 2007 die Zugänglichkeit wieder hergestellt wurde.
Insgesamt sind in der Stadt noch 44 Bunker als Relikte der Kriegszeiten vorhanden. Einige von ihnen stehen ab und an für Besichtigungen offen, wie auch der hier vorgestellte 'Pionierstollen Mühlhausen'. Einen großen Einsatz zum Erhalt der Stuttgarter Bunker zeigt der Verein Schutzbauten Stuttgart e.V..