Das älteste, zumindest in Teilen erhaltene Gebäude in der Königstraße ist die 'Neue Kanzlei', in direkter Nachbarschaft zum 'Mittnachtbau'.
Die Ursprünge des im klassizistischen Stil errichten Regierungsbauwerkes sind bereits im Jahr 1551 zu finden. Damals wurde mit dem Bau unter dem württembergischen Kanzler Ambrosius Volland begonnen. Doch wurden die Arbeiten mit dem Ableben Vollands nach Fertigstellung des 1. Stockwerks eingestellt. Erst unter Herzog Ludwig I. wurde der rechte Teil des Gebäudes in den Jahren 1576 bis 1578 zu einem Kornspeicher ausgebaut. Auf diesen rund 25 jährigen Baustillstand ist die Bezeichnung 'Stockgebäude', welche sich bis heute erhalten hat, zurück zu führen, unter der das Gebäude auch bekannt ist. Das denkmalgeschützte Mauerwerk und der Keller aus dieser Zeit sind bis heute erhalten. Mit den Abmessungen von rund 40 x 12 m weisen sie eine imposante Größe auf. 1985 hat eine grundlegende Sanierung stattgefunden. Teile dieser alten Gemäuer sind heute noch in den Keller-Verkaufsräumen des im Gebäude ansässigen Wäschegeschäfts zu sehen.
In den Jahren 1833 bis 1838 ließ König Wilhelm I. von Württemberg den Bau in seiner heutigen Form unter der Leitung des Architekten und württembergischen Hofbaurates Gottlob Georg Barth und dem Architekten Adam Friedrich Groß zur königlichen Verwaltung aufbauen. Damit hat Stuttgart seit der Fertigstellung zwei Kanzleigebäude. Die 'Alte Kanzlei' ist am nahe gelegenen Schillerplatz zu finden.
Der viergeschossige Baukörper ist betont schlicht gehalten. Die Fassade zur Königstraße wird vor allem vom vorgezogenen Portikus akzentuiert, welcher zugleich den Haupteingang darstellt. Getragen wird er von vier Säulen im dorischen Stil. Das Gebälk trägt die Inschrift:
Für Kanzleien erbaut unter König Wilhelm im Jahr 1838
Das 'Stockgebäude' besteht aus vier Gebäudeteilen, welche um einen Innenhof gruppiert wurden.
In den Jahren 1947-1950 wurde die 'Neue Kanzlei' wieder aufgebaut, nachdem sie 1944 während des 2. Weltkrieges ausgebrannt war.
Heute wird das Gebäude in der Erdgeschoss-Ebene von verschiedenen Handelsgeschäften genutzt. In den Büro-Etagen ist u.a. ein Teil des 'Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg' untergebracht.
Der württembergische Geograph und Statistiker Johann Daniel Georg von Memmingen hat die 'Neue Kanzlei' 1841 mit den Worten 'das ansehnlichste Gebäude der Königsstraße [sic!]' beschrieben.