Mit dem Ableben des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1898 wurde seitens der Deutschen Studentenschaft ein reichsweiter Aufruf zum Bau von Bismarcktürmen initiiert. Die ersten drei Plätze der insgesamt 317 eingereichten Entwürfe belegte der damals noch junge Dresdner Architekt Wilhelm Kreis, nach dessen Plänen später u.a. auch die Landesanstalt für Vorgeschichte in Halle an der Saale errichtet wurde.
Auf Grundlage dessen preisgekrönter Entwürfe sind in den folgenden Jahren rund 50 Bismarcktürme im gesamten Land erbaut worden. So wie der Bismarckturm in Stuttgart. Das Modell 'Götterdämmerung', welches hier zur Ausführung gelangte, ist auch in Heidelberg und Tübingen auserwählt und gebaut worden. Insgesamt sind im heutigen Baden-Württemberg 9 Bismarcktürme errichtet, oder ernannt worden, welche bis heute alle noch erhalten sind.
Weitere Bismarcktürme finden wir heute noch in fast allen Bundesländern. Auf unseren Seiten haben wir Ihnen bereits den in Weißenfels vorgestellt, welcher auch aus dieser Zeit stammt.
Die Grundsteinlegung fand am 14. November 1902 auf dem 409 Meter hohen Gähkopf statt. Der eigentliche Bau des aus heimischen Stubensandstein errichten Turms konnte aufgrund fehlender Geldmittel erst 1904 erfolgen. Die Finanzierung der Arbeiten erfolgte durch Spendengelder, welche die Studentenschaft der Technischen Hochschule Stuttgart gesammelt hatte. Die Baukosten des 20 m hohen Turmes betrugen 40.000 Reichsmark. Den Baugrund hatten die Studenten seinerzeit von der Stadt Stuttgart geschenkt bekommen.
Nach nur dreimonatiger Bauzeit konnte am 16. Juli 1904 die feierliche Einweihung des Bismarckturms in Stuttgart erfolgen. Der ursprüngliche Turmbau erhielt als oberen Abschluss eine quadratische Flammenschale und diente fortan als Feuersäule und Aussichtsplattform. Das Feuer wurde durch ein raffiniertes Luftröhrensystem angefacht. Als Brenngrundlage diente ein Gemisch aus Petroleum und Teer, welches auf der Feuerschale verbrannt wurde. So war es möglich, dass dessen Flammen 3 bis 5 Meter hoch weit hin sichtbar in den Himmel ragten. An der Südseite ist im Mittelteil ein riesiger Reichsadler in die ansonsten relativ schlichte Fassade eingearbeitet.
Die Flamme wurde anfangs zum Jahrestag der Reichsgründung, sowie Bismarcks Geburts- und Todestag entzündet. Später, bis 1914 folgte zudem die Entzündung jeweils zur Sommersonnenwende.
Die Aussichtsplattform blieb noch bis 1928 erhalten. In jenem Jahr wurde der Bismarckturm umgebaut und fortan als Wasserturm genutzt. Vermutlich wurde im Zuge dieser Sanierungsarbeiten die Bronzetafel an der Südseite des mächtigen Sockels mit der Innschrift:
ERRICHTET
1904
VON DER
STUDENTENSCHAFT DER TECHNISCHEN
HOCHSCHULE STUTTGART
angebracht. Denn das auf der Tafel verwendete Landeswappen fand nur von 1922 bis 1933 Anwendung.
In den 1950er Jahren wurde der Turm stillgelegt. Es folgte eine Sanierung der Außenfassade im Jahr 1958. Eine weitere Sanierung fand in den 1980er Jahren statt.
Als sich im August 1994 mehrere über 100kg schwere Steinbrocken aus der Fassade gelöst haben, erfolgte eine umfangreiche Untersuchung. Es wurden Sanierungspläne ausgearbeitet, doch lediglich die Wassertankbehälter wurden ausgebaut. Eine erforderliche Komplettsanierung wurde weiter aufgeschoben und erst in den Jahren 2001 / 2002 ausgeführt. Seit dem 18.09.2002 ist der Bismarckturm, auch dank des Engagements des Bürgervereins Killesberg, zeitweise wieder zugänglich.
Im Gegensatz zu anderen personifizierten Denkmälern, sollten die Bismarcktürme mit ihrer wuchtigen Architektursprache an alte Wehr- oder auch Burgtürme erinnern, und damit die Erinnerung an das alte Deutsche Reich und gleichermaßen an Otto von Bismarck, dem 'Architekten' der Reichseinheit von 1871 erinnern. Aus diesem Kontext ist sicherlich auch die Vorgabe zu sehen, dass die Standorte der Bismarcktürme immer auf Anhöhen gewählt werden sollten, um von ihnen weit in das von Bismarck geeinte Deutsche Reich blicken zu können.
Neben dem Bismarckturm erinnert in Stuttgart im Schlossgarten Hohenheim das Bismarck-Denkmal an den 'Eisernen Kanzler'.