Einstmals bot er mit einer Höhe von 36 Metern, welche man über 184 Stufen ersteigen konnte, eine Aussicht über die Region, bis hin zur Schwäbischen Alb, dem Schwarzwald oder auch dem Odenwald. Doch mit der Sprengung durch die SS am 24. März 1943 erfuhr der erste Aussichtsturm Stuttgarts ein jähes Ende. Die Rede ist vom Hasenbergturm, benannt nach seinem Standort, auf dem Hasenberg. Der Hasenberg ist Teil der Sandsteinplatte des Birkenkopfes. Diese reicht bis in den Stuttgarter Talkessel. Sie bildet die natürliche Trennung zwischen den Stuttgarter Bezirken West und Süd.
Bereits 1861, im Jahr der Gründung des Stuttgarter Verschönerungsvereins, hat dieser die ersten Vorstudien erstellt, deren Ideen sich hauptsächlich mit der Schaffung von Grünanlagen befassten. Eines der auserkorenen Gebiete war der Hasenberg, welcher sich zu jener Zeit noch außerhalb des besiedelten Stadtgebietes befand.
Doch schon bald blieb es nicht nur bei dem Vorschlag, eine Grünanlage anzulegen. Es wuchs die Idee, einen Aussichtsturm zu errichten. Zwei Standorte kamen dafür 1869 in Frage – der eine Standortvorschlag lag an der Liaskante (Degerloch), der andere auf dem Hasenberg. Die Entscheidung fiel schließlich am 01. Juni 1870 für den Hasenberg, welcher den damals höchsten Punkt der Stadt bildete.
In den folgenden Jahren war der Verschönerungsverein neben der Beschaffung der erforderlichen Geldmittel damit befasst, einen Architekten zu finden und mit der Planung des Turmes zu beauftragen. Die Wahl fiel 1878 schließlich auf Prof. August Beyer. Beyer wurde später als Baumeister des Ulmer Münsters bekannt.
Beyer's Turmentwurf aus rotem Gerlinger Sandstein sollte einen Durchmesser von 5,70 m erhalten. Auf der Plattform in 36 m Höhe erhielt der Turm ein weiteres kleines Türmchen, welches die Spitze des Bauwerks bildete. Oberhalb des Turmzugangs ziert das Stuttgarter Rössle die Fassade, darunter befindet sich der Schriftzug:
Erbaut vom Verschönerungsverein 1879.
Die Grundsteinlegung des Hasenbergturms erfolgte am 06. März 1879, zu Ehren des 56. Geburtstages von König Karl von Württemberg. Bereits gut 5 Monate später, am 18. August 1879, konnte die feierliche Eröffnung erfolgen. Die Gesamtbaukosten betrugen für damalige Verhältnisse die unglaubliche Summe von 25.802,00 Mark.
Schon aus der Ferne sichtbar, wurde der Turm schnell zum Anziehungspunkt und Wahrzeichen der Stadt. Durch seine Anbindung an die Stuttgarter Panoramabahn, der Gäubahn und einer eigenen Station, wurde die Attraktivität des neuen Aussichtspunkts sicherlich noch gesteigert.
Wie eingangs erwähnt, bot sich dem Besucher bei klarer Sicht eine grandiose Aussicht. So waren das sog. 'Blaue Band' der Schwäbischen Alb mit den 3 Kaiserbergen Stufen, Stuifen und Rechberg, der Teck, der Neuffen, sowie der Hohenzollern zu sehen. In Richtung Odenwald konnte man vom Hasenbergturm aus den Katzenbuckel erblicken. Ließ man den Blick gen Osten schweifen, lag einem die einstige Residenzstadt zu Füßen.
Auch für den Verschönerungsverein konnte die Errichtung des Hasenbergturms als voller Erfolg betrachtet werden. Die Eintrittsgelder sorgten nach Abzug der Unterhaltskosten noch immer für satte Gewinne in der Vereinskasse.
Nach der Sprengung durch die SS im März 1943 ist nur noch ein Stumpf des Turmes verblieben. Der Verschönerungsverein schreibt dazu auf seiner homepage 'Heute steht der Turmstumpf als Mahnung an Unverstand und Unvernunft in Kriegszeiten und als Erinnerung an das alte Stuttgart.' So hat sich der Verein dafür ausgesprochen, die Ruine als Mahnmal stehen zu lassen. Ein Wideraufbau des Turms ist nach Auskunft des Verschönerungsvereins nicht mehr geplant. Die Entscheidung ist unter anderem auch so gefallen, da der unweit vorhandene Birkenkopf (Monte Scherbelino) heute die deutlich bessere Aussicht bietet.
Wie eine Hinweistafel informiert, wurde die Anlage rund um den Hasenbergturm 1973 dank der Württembergischen Hypothekenbank neu gestaltet und bietet seit dem ein kleines Naherholungsgebiet mit Bänken und Tischen für die Bevölkerung. Im Zuge dieser Neugestaltung hat die Hasenberganlage zusätzlich zum Turmstumpf und dem Hauff-Denkmal (dessen Grab befindet sich auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof) den Hajek-Skulpturenpark erhalten.